Galerie Drees zeigt Kunst von Gustavo Diaz Sosa und Matthäus Thoma
Die Hölle, heißt es bei Sartre, das sind die anderen. Die anderen, das sind bei Gustavo Diaz Sosa alle, die vor einem in der Warteschlange stehen, die Bürokraten, zu denen man vordringen will, die Paten, bei denen man sich Abkürzungen zu erkaufen hofft. So sieht das Inferno auf den Bildern dieses Künstlers aus, der kleine Menschen in langen Schlangen inmitten gigantischer Bauwerke zeigt.
Zu besichtigen sind diese infernalischen Welten jetzt in der Galerie Robert Drees – in der Ausstellung „Welcome to Babylon“, die die architektonische Gigantomanie des kubanischen Künstlers mit den Holzsskulpturen seines deutschen Künstlerkollegen Matthäus Thoma kombiniert. Der verschraubt oder verklebt - von der Miniatur bis zur raumgreifenden Großinstallation - Holzversatzstücke zu Architektursimulationen, die eher absurd als abgründig wirken.
Infernalisch abgründig geht es dagegen sichtlich schon bei der Entstehung von Sosas beklemmenden Welten zu: Da wird feuerrotes Pigment auf Papier fixiert, da fließen Ströme schwarzer Tinte über den künstlich gealterten Malgrund. Dessen Schichten bestehen oft aus Holz und aus Leinwand zugleich sowie aus falt-, falz- und farbversehrtem Papier. Und darauf erst trägt der in Madrid lebende Sosa seine minutiösen Zeichnungen von machtlosen Menschen und überwältigender Architektur auf.
Seine babylonischen Bauwerke sind in Bildserien festgehalten, die den „Waisen von Babylon“ oder „Bürokraten und Paten“ oder dem „Exodus des neuen Jahrtausends“ gewidmet sind. Auf einem seiner Bilder stülpt er den Bau von Breughels „Turmbau zu Babel“ (1563) gleichsam um – und macht daraus einen in endlose Tiefen führenden Höllenschlund. „Eine weitere Hölle, nicht wie Dante“ heißt dieses Werk, zu dem Matthäus Thoma ein hölzernes Gegenstück mit dem Titel „Babylon“ eigens für diese Ausstellung gebaut hat – ebenso rund, doch bis zur Galeriedecke nach oben gewölbt. Eine geradezu höllisch reizvolle Konfrontation in dieser Doppelschau.
„Gustavo Diaz Sosa, Matthäus Thoma: Welcome to Babylon“. Bis 18. August in der Galerie Robert Drees, Weidendamm 15. Eröffnung heute um 19 Uhr mit einer Einführung von Ulrich Krempel.
Von Daniel Alexander Schacht